Inmitten der weiten Elsteraue, im Leipziger Südwesten, blickt die Weizenmühle Knauthain auf eine eindrucksvolle und wechselvolle Geschichte zurück. Noch bevor der Name Pauli mit ihr verbunden wurde, hatte die Mühle bereits Jahrhunderte voller Aufbau, Zerstörung, Hochwasser und Erneuerung erlebt. Wer heute die Spuren der alten Knauthainer Mühle sucht, begibt sich auf eine Reise zurück bis in die Zeiten des hochmittelalterlichen Landesausbaus.
Die Anfänge im Mittelalter
Der Knauthainer Elstermühlgraben, ein künstlicher Nebenarm der Weißen Elster, wurde im 12. Jahrhundert angelegt und diente dem Betrieb mehrerer Mühlen, darunter auch der in Knauthain. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Knauthainer Mühle auf eine ca. 800 Jahre alte Geschichte zurückblickt. Schon damals begann in der wasserreichen Leipziger Tieflandsbucht eine dichte Mühlennutzung, insbesondere entlang der Weißen Elster und ihrer Nebenarme. Die Knauthainer Mühle war Teil eines ab dem 12. Jahrhundert immer weiter ausgebauten weit verzweigten Systems von Mühlgräben und Wehren, das sowohl die Nutzung der Wasserenergie als auch den Schutz vor Hochwasser regelte.
Die älteste bekannte Erwähnung einer Mühle in Knauthain findet sich im sogenannten Pflugk-Register aus dem Jahr 1417. Hier wird ein „Müller zum Hayn“ genannt. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Mühle als „Ölmühle“ betrieben, also einer Mühle zur Herstellung von Pflanzenölen aus Ölsaaten und -früchten.
Im Jahr 1430, während des Hussitenkrieges, wurde Knauthain mitsamt der Mühle verwüstet. Trotz dieser schweren Rückschläge und auch während weiterer Kriegswirren – etwa im Dreißigjährigen Krieg – blieb die Mühle ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens: Die umliegenden Dörfer brachten ihr Korn zum Mahlen nach Knauthain.
Eine Mühlenordnung von 1460 regelte genau die Rechte und Pflichten der Müller. Sie war notwendig, denn die Mühle war ein sensibles Element in einem komplexen Gewässersystem. Im 16. Jahrhundert führten veränderte klimatische Bedingungen und intensive Forstnutzung am Oberlauf der Flüsse zu häufigeren Überschwemmungen, die den Mühlenbetrieb erschwerten.
Seit 1550 lag benachbart zur Mühle die Holl-Schänke, die urkundlich jedoch erst 1638 als Mühlenschänke erwähnt wurde
Im 30jährigen Krieg wurde die Mühle (neben Pfarrei und Dorf) im Jahre 1640 geplündert. Es heißt, dass volle Korn- und Mehlsäcke zerschnitten und deren Inhalte verstreut wurden. Nur wenige Jahre später wütete rund um Knauthain die Pest – Knauthain selbst blieb allerdings verschont. Ende des 17. Jahrhunderts folgte zudem eine Serie schwerer Überschwemmungen (z.B. 1673 / 79).
Im Jahr 1706 ging die „Mahl- und Ölmühle“ durch Erbkauf an Karl-Hildebrand von Dieskau über.
Aufschwung und Neuerfindung in der Neuzeit
Übergang zur Ära Pauli
Pauli bewährte sich schnell. Nach kurzer Zeit wurde er Teilhaber, die Mühle firmierte nun als Born & Pauli. Damit begann eine neue Ära der Prosperität. Mit der Übernahme der Mühle durch die Familie Pauli änderte sich nicht nur die Eigentümerschaft, sondern auch die Perspektive: Franz Pauli baute die Mühle sukzessive aus, betrieb eine Bäckerei und errichtete 1890 eine stattliche Villa auf dem Mühlengelände – Zeichen für den wachsenden Wohlstand.
Damit endete die vorpaulische Zeit der Weizenmühle Knauthain – eine Phase, die geprägt war von handwerklicher Tradition, Kriegseinflüssen, technologischer Innovation und unternehmerischer Weitsicht.

Die Restaurierung des Mühlenreliefs durch Sabine 2009.