Wie findet man Mitstreiter für eine fixe Idee?

Jede Reise, so sagt man, beginnt mit einem ersten Schritt. Der Weg von der fixen Idee Wohnen in der Weizenmühle bis zum Einzug wäre von ein oder zwei Normalverdienern nie zu stemmen gewesen – das war von Anfang an klar. Doch wie findet man Mitstreiter für ein Projekt, bei dem nahezu alle Details völlig in den Sternen stehen?

Recherchen, Recherchen

Wem gehörte eigentlich die Weizenmühle? War diese Person oder Firma überhaupt verkaufswillig? Und wenn ja, zu einem akzeptablen Preis? Über den Reitstall gelang es uns, den Besitzer des Mühlenensembles ausfindig zu machen. Er hatte eine Bauträgerfirma besessen, die jedoch in Schieflage geraten war – doch das Mühlenansemble gehörte ihm noch. Er war durchaus verkaufswillig – aber eigentlich nur im Paket aller Gebäude, und das zu einer Preisvorstellung, die eher zu der Bauträger- als aus der Selbstnutzer-Welt stammte. Immerhin war er bereit, uns das Objekt für ein paar Monate zu reservieren. Nachdem dies geklärt war, begann für uns die eigentliche Arbeit.

Ein Selbstnutzer-Projekt?

Denn eins war von Anfang an klar: Allein würde ein so großes Projekt nie zu realisieren sein. Zwar gab es in Leipzig (von der Stadt unterstützte) Selbstnutzer-Projekte, die Sanierungswillige zusammenführten und durch die Stadt Beratung und Hilfe bei Auswahl, Ankauf von Immobilien sowie der späteren Sanierung bekamen. Doch das Projekt war auf innenstadtnahe Ortsteile ausgerichtet. Wir würden, so beschied man uns, auch gern eine einmalige Beratung bekommen, aber eigentlich stünden Randbezirke wie Knauthain nicht im Fokus dieses Förderprojekts. Es blieb dabei: Wir mussten selbst aktiv werden, um Mitstreiter zu finden, wollten wir jemals in der Weizenmühle wohnen

Wir möchten einen Traum mit Ihnen teilen.

Wie begeistert man für ein Bauwerk, das aus Sicht vieler doch eher eine Ruine ist? Zum einen, so dachten wir uns, in dem man es stilisiert, etwas verfremdet, und so von Anfang an deutlich macht, dass dqs Objekt der Begierde nicht ein heruntergekommener Backsteinbau mit eingeschlagenen Fenster ist, sondern ein zukünftiger Wohntraum. Deshalb trafen wie die ersten Interessenten auch nicht direkt an der Mühle, sondern am Reitstall, um auf dem zehnminütigen Fußweg zur Mühle auf diesen Traum einzustimmen. Und der lebte zum einen vom Leben im Loft, zum anderen aber auch von der einzigartigen Umgebung – Natur pur, mit einmaligen Möglichkeiten für Sport und Erholung.

Zum anderen setzten wir von Anfang an auf Sabines Motto Alles, was man sich vorstellen kann, wird wirklich (frei nach Picasso: „Alles, was man sich vorstellen kann, ist real“). Und skizzierten – ohne auch nur mit Behörden oder Architekten gesprochen zu haben, erste Ideen einer umgebauten" Mühle.

Das reichte von einer ersten Idee mit modernem, aufgesetztem Penthouse und großzügigen Balkonen bis hin zu einem massiv begrünten Bauwerk mit Pferden im Garten. Sabines Traum von Mitmüllern, die ebenfalls reitbegeistert, vielleicht sogar Pferdebesitzer waren, ging übrigens leider nicht in Erfüllung.

…und rede darüber

Über Anzeigen, Plakate im Umfeld (siehe unten), Mund-zu-Mund-Propaganda, eine kleine Broschüre sowie etliche Interessententreffen an der Mühle gelang es überraschend schnell, drei Mitstreiter"-Parteien zu finden. Und, noch besser: auch für die ehemalige Pauli-Villa und einen Bauplatz am Ort des bisherigen Lagerschuppens links am Mühlenhof fanden sich Interessenten, so dass der Verkäufer recht zeitnah fast das gesamte Ensemble an den Mann bringen konnte. Zwar waren noch diverse Aspekte zu klären – von Altlasten über Finanzierung bis Denkmalsschutz. Doch nun waren wir ein Team und standen nicht mehr allein vor dieser großen Aufgabe.

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